Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 07.06.2023

Geldwerter Nachteil

Es gab ziemlich genau vor hundert Jahren eine Zeit, zu der sich die Menschen ihre vier Wände mit Geldscheinen tapezierten, nicht weil sie nicht wussten wohin mit der verdienten Kohle, sondern weil die Scheine weniger wert waren als Tapeten. Sie wissen, die Hyperinflation, die ab Mitte 1923 raketenmäßig abging. Ausgelöst, weil der erste Weltkrieg ja irgendwie (vor-)finanziert werden musste, wofür damals Kriegsanleihen vom Staat ausgegeben wurden, die – meine Generation kann sich das heute nicht wirklich vorstellen - das Volk anfänglich begeistert gezeichnet hat.

Wie sehr die Stimmung damals patriotisch aufgeheizt war, verdeutlicht die irre Aktion „Gold gab ich für Eisen“, die in Kriegszeiten dazu aufrief, Gold und Schmuck zur Kriegsfinanzierung zu spenden. Im Gegenzug erhielt der Spender Eisenschmuck. Zehn Jahre danach war das deutsche Volk selbst gezeichnet – vom teilweisen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft und des Bankensystems. Arbeiter der Farbwerke Hoechst verdienten damals Millionen und kurz darauf Milliarden Mark, jedoch kaufen konnten sie sich davon nichts, denn allein für ein Kilo Brot waren Anfang Oktober 14 Millionen Mark zu berappen, das noch im Mai für schlappe 474 Mark zu haben war.

Ganz so schlimm ist es heute mit der Inflation (noch) nicht, dennoch spürt hierzulande in allen sozialen Schichten und Altersgruppen eine große Mehrheit von 88% die Geldentwertung deutlich oder zumindest moderat bis in ihren Alltag hinein. Diese Prozentzahl ergab eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts moweb research zur Wahrnehmung und Ursache der Inflation in Deutschland. Interessant sind auch einige weitere ausgewählte Ergebnisse der bevölkerungsrepräsentativ quotierten Onlinebefragung (PDF-Download), die vom 8. bis 14. Mai 2023 erfolgte und bei der 1.000 Personen aus ganz Deutschland zu den hohen Inflationszahlen befragt wurden.
Demnach …

  • müssen 30% der Bürger derzeit beim täglichen Einkauf auf etwas verzichten;
  • mussten 53% aller 18-29-Jährigen inflationsbedingt ihre Arbeitsstunden erhöhen oder einen weiteren Job annehmen; für über 66-Jährige trifft dies nur auf 14% zu;
  • sehen 71% aller Rentner dennoch ihre eigene Generation als am stärksten betroffen.

Als Grund für die steigende Inflation nennen …

  • 59% den Krieg in der Ukraine;
  • 54% die Abhängigkeiten Europas von Ländern, aus denen wir Energie und andere Güter bzw. Rohstoffe beziehen;
  • 44% die Profitgier von Unternehmen.

Dazu passt, dass nur 5% der Befragten glauben, dass auch große Konzerne unter der Inflation leiden. Aber auch Corona ist in den Köpfen noch sehr präsent: 41% verantworten die Pandemie als Ursache für die steigenden Preise. Über 84% sind der Meinung, dass die extremen oder zumindest überdurchschnittlichen Inflationsraten uns noch über Jahre begleiten werden. Nur 21% trauen der Ampel-Regierung zu, die Preisprobleme schon bald lösen zu können, fast zwei Drittel glauben dies nicht (63%). Auf die Frage, welche Konzepte aus der Misere führen könnten, wünschten sich 53% gesetzlich geregelte Preisgrenzen für Güter des täglichen Bedarfs, 49% plädierten für eine spürbare Steuersenkung oder direkte staatliche Zuschüsse (34%). Immerhin 19% sehen den einzigen Ausweg im Ausstieg aus dem Euro und der Rückkehr zur D-Mark.

Spannend, dass gemäß der Umfrage ziemlich glatt ein Fünftel der Deutschen hundert Jahre nach der Hyperinflation in der Weimarer Zeit wieder ähnliche nationale Reflexe zeigt, die damals im Ergebnis den Zweiten Weltkrieg möglich machten. Nach den traumatischen Kriegsjahren brachten uns die Europäische Union und die Mitgliedschaft im Nordatlantikpakt mehr als 70 Jahre Frieden in Europa, ein Wirtschaftswunder und einen zuvor nie da gewesenen Wohlstand. Das sollte uns heute ein gewissenhaftes Handeln und die nötige Geduld wert sein, anstatt dieses mühsam gegossene Fundament vorschnell zu zerhacken. In Europa tobt bereits ein Krieg – wenn dieser mehrheitlich als Ursache für die heutige Inflation gesehen wird, wäre es dann nicht angesagt, alles dafür zu tun, dass dieser Konflikt schnellstmöglich befriedet wird, anstatt der längst beerdigten D-Mark nachzuhängen und zu glauben, wir Deutschen könnten allein bestehen gegen den Rest der Welt?

Ihre Claudia Siegele
  

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