Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 21.06.2023

Zahlen der Woche

Die Anzahl der installierten Photovoltaikanlagen in Deutschland schnalzt binnen eines Monats um 16% nach oben, hingegen sinkt die Zahl genehmigter Wohnungen im April 2023 um 31,9% gegenüber dem Vorjahresmonat. Das sind krasse Gegensätze – Solarstrom boomt, Wohnungen werden ein immer knapperes Gut. Schade, dass sich auf PV-Anlagen nicht wohnen lässt, kann man da nur sarkastisch konstatieren.

Zu den Details: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis), waren im März 2023 auf Dächern und Grundstücken hierzulande gut 2,6 Millionen PV-Anlagen mit einer Nennleistung von insgesamt rund 70.600 Megawatt (MW) installiert. Damit nahm die Zahl der Anlagen gegenüber dem Vorjahresmonat um die bereits genannten 16% zu, die installierte Leistung stieg im selben Zeitraum um 21%. Im März 2022 hatte es gut 2,2 Millionen PV-Anlagen mit einer Nennleistung von insgesamt knapp 58.500 MW gegeben. Erfasst werden alle PV-Anlagen, die in die Netze der öffentlichen Versorgung einspeisen und über einen Stromzähler verfügen, der die eingespeisten Strommengen misst. Kleinere Anlagen, wie etwa die sogenannten Balkonkraftwerke, fallen daher in der Regel nicht darunter.

Was aber bedeutet diese zweistellige Zunahme für den Anteil an Solarstrom im öffentlichen Netz? Immerhin speisten die PV-Anlagen hierzulande im Jahr 2022 gut 54,3 Millionen Megawattstunden (MWh) Strom ins Netz ein – also 20% mehr als im Vorjahr, wo die Netzeinspeisung bei rund 45,3 Millionen MWh lag. Daraus folgt logischerweise, dass der Anteil von PV an der Stromerzeugung auch insgesamt zugenommen hat: Im Jahr 2022 entfielen 11% des eingespeisten Stroms in Deutschland auf PV – ein neuer Höchstwert. Im Jahr zuvor lag dieser Anteil noch bei einstelligen 9%. Der Rekordmonat für Solarstrom in Deutschland ist bisher der Juni 2022: Mit knapp 7,7 Millionen MWh wurde ein Fünftel (20%) des eingespeisten Stroms in jenem Monat mithilfe von PV-Anlagen erzeugt.

Kommen wir nun vom Plus zum Minus: Im April 2023 wurde in Deutschland der Bau von 21.200 Wohnungen genehmigt. Laut Destatis waren das 31,9% oder 9.900 Baugenehmigungen weniger als im April 2022. Dies war erneut der stärkste Rückgang gegenüber einem Vorjahresmonat seit März 2007 (-46,5% gegenüber März 2006), nachdem die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen im März 2023 bereits um 29,6% gegenüber März 2022 gesunken war. Die Zahl neu genehmigter Wohnungen war damit seit Mai 2022 immer geringer als im jeweiligen Vorjahresmonat – seit Januar 2023 betrug der Rückgang jeweils mehr als 20%. Von Januar bis April 2023 wurden insgesamt 89.900 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt, das waren 27,3% weniger als im Vorjahreszeitraum (Januar bis April 2022: 123.700 Baugenehmigungen). Zum Rückgang der Bauvorhaben dürften weiterhin vor allem hohe Kosten für Baumaterialien und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen beigetragen haben. In den Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

Interessant ist, wie sich der Rückgang auf die Gebäudetypen verteilt. Von Januar bis April 2023 wurden bei Neubauten insgesamt 74.900 Wohnungen genehmigt. Das waren 30,3% oder 32.600 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen

  • für Einfamilienhäuser um gut ein Drittel (-33,5 % bzw. -9.200 Wohnungen) auf 18.300 zurück;
  • bei den Zweifamilienhäusern sogar um mehr als die Hälfte (-52,1% bzw. -5.800) auf 5.300 zurück und
  • bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen noch ausgeprägter, nämlich um mehr als ein Viertel (-27,1% bzw. -17.900) auf 48.200.

Der Blick in die nahe Zukunft verheißt nichts Gutes – eine Trendwende am Bau ist so schnell nicht in Sicht. Die Preise sinken in ähnlichem Tempo wie die Zinsen steigen. Da helfen auch massive Protestbriefe seitens der Verbände aus Wohnungswirtschaft und Immobilien wenig. Zumal deren Vorschläge doch eher kurz gesprungen sind: Ob das geforderte Absenken der energetischen Standards in Anbetracht der aktuellen Preisrallye bei Baustoffen und Bauleistungen tatsächlich die Baukosten spürbar senkt? Und wer zahlt dann am Ende die Rechnung für die erhöhten Betriebskosten? Bestimmt nicht die Verbände. Vielleicht würde es schon helfen, eine langfristig verlässlichere und durchdachte Förderpolitik ins Auge zu fassen, die erneuerbare Energien mit effizienten Gebäuden kombiniert, anstatt immer nur auf das Eine oder das Andere abzuzielen. Wir wissen doch eigentlich alle, worauf es ankommt: Ausreichend und nachhaltigen Wohnraum für ein bezahlbares und klimafreundliches Wohnen zu schaffen.

Ihre Claudia Siegele
  

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