Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 30.08.2023

Editorial: Trends am Bau 2023/24

Die deutsche Bauwirtschaft ist derzeit zweifellos in schwierige Fahrwasser geraten. Die neue Studie „Jahresanalyse 2023/2024“ von BauInfoConsult zeichnet ein durchwachsenes Bild des Baugeschehens und der zentralen Trends und Entwicklungen. Das liegt vor allem am konjunkturellen Umfeld. Ein Minus von real -1,4% bei den Bauinvestitionen, ein Rückgang von -6,1% im Wohnungsneubau: Die BauInfoConsult-Prognose für 2023 lässt eine Durststrecke für die Bauwirtschaft befürchten, die auch in den Folgejahren noch nicht ganz überstanden sein wird. Doch es gibt auch Chancen. Das zeigen einige Kernergebnisse der neuen umfassenden Branchenstudie von BauInfoConsult.

Im zweiten Jahr des Ukrainekonflikts und weiterhin unter dem Eindruck einer hohen Inflationsrate ist die deutsche Wirtschaft und die Baubranche derzeit weiter mit einer schwierigen Situation konfrontiert. Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte im zweiten Quartal 2023 und damit kommt die Wirtschaft weiter nicht in die Wachstumszone. Zudem hemmen die finanziellen Belastungen durch die Inflation das Konsumklima, die erhöhten Baupreise belasten wiederum die gesamte Baukonjunktur. Vor allem der Neubau ist in der Krise: Ihre Umsätze generieren die von BauInfoConsult befragten 600 Bauakteure zu großen Teilen aus Modernisierung und Sanierung – das gilt selbst für das eigentlich neubaulastige Bauhauptgewerbe. Kein Wunder, in Anbetracht der derzeitigen Flaute im Wohnungsneubau. Indes geht der Trend zu mehr Energieeffizienz zunehmend auch auf den Geschosswohnbau über.

Gleichzeitig  treffen die Material- und Energiekosten die Betriebe hart. Auch Lieferengpässe werden nach wie vor als Problem empfunden, selbst wenn sich diese mehr und mehr auflösen. Trotzdem – die Bauakteure sind gebranntes Kind und achten bei der Wahl ihrer Lieferanten aus Industrie und Handel nach diesen Erfahrungen zunehmend auf pünktliche und vollständige Lieferfähigkeit. Das häufig abstrakt wirkende Problem Fachkräftemangel betrifft aktuell 45% der befragten Bauakteure ganz konkret selbst, was bei drei Viertel der Betroffenen unvermeidlich zu Umsatzeinbußen führt.

Zu den wichtigsten Nachfragetrends gehört aus Sicht der Bauakteure insbesondere das Dämmen von Dach und Fassade – wobei ungeachtet der zunehmend relevanten Nachhaltigkeitsdiskussion das am Markt etablierte und immer noch vergleichsweise kostengünstige Dämmen mit kunststoffbasierten WDV-Systemen weiterhin an erster Stelle steht. Umweltfreundliche Dämmstoffe sind aber zumindest im Kommen. Das gilt auch für zahlreiche Materialtrends abseits der Dämmung. Trotz des Nachfrageknicks aufgrund der Unsicherheiten in Bezug auf das novellierte Gebäudeenergiegesetz (GEG) dürften im Heizungsbereich die Wärmepumpen weiterhin sehr gefragt sein. Aber auch das Bauherreninteresse am Thema Solarthermie wird hoch eingeschätzt.

Die BauInfoConsult-Neubauprognose auf Basis der jüngsten Wirtschaftskennzahlen bestätigt die Sorgen der Baubranche: Auf das Stagnationsjahr 2022 folgt demnach aktuell erst einmal ein Verlustjahr für den Wohnungsneubau. So setzt sich der Genehmigungsrückgang aus dem Vorjahr 2023 nochmals fort, bevor 2024 wieder Nachholeffekte bei den Genehmigungen zu erwarten sind – wenn auch noch nicht nachhaltig genug, um 2025 für Impulse bei den Fertigstellungen zu sorgen. Auf Gebäudeebene betrachtet, erholen sich die Fertigstellungen bei den (freilich zuvor auch weniger von den Rückgängen stark betroffenen) Mehrfamilienhäusern schneller und weitreichender als im Eigenheimsegment.

Für den Nichtwohnungsbau prognostiziert BauInfoConsult für 2023 wegen des aktuell schwierigen Marktumfelds bei den Genehmigungen keine großen Sprünge mehr. Doch nicht zuletzt in den von Industrie und Handel dominierten Bausektoren sind Kapazitätserweiterungen unumgänglich, sodass es insgesamt 2024 zu einem Nachholeffekt bei den Genehmigungen kommt, zu dem wohl auch die erwartete verbesserte wirtschaftliche Gesamtlage beitragen dürfte.

Die Fertigstellungen werden jedoch durch das saftige Genehmigungsminus aus 2022 auch im Jahr 2023 zum Ergebnis des Vorjahres erneut stagnieren, bevor 2024 ein etwas deutlicheres Plus zu erwarten ist. Was den Ausblick auf 2025 angeht, dürfte sich der Nichtwohnungsneubau demgegenüber zunächst nicht weiter steigern – bis die positiven Effekte der Genehmigungszuwächse auf die Neubauzahlen durchschlagen, wird  es wohl über den aktuellen Prognosezeitraums hinaus dauern.

Materialseitig war der Neubau 2022 vor allem von Ziegeln, Porenbeton, Stahlbeton und Holz dominiert. Die Neuregelung der Bauförderung, die nun Nachhaltigkeitsnachweise verlangt, befördert dabei aus Sicht der Kalksandstein- und Massivbauverbände einseitig den Baustoff Holz. In der Prognose für 2023 sind allerdings alle Hauptbaustoffe von dem allgegenwärtigen Rückgang betroffen. Erst 2024 zieht Holz bei den Wachstumsraten an den übrigen Baustoffen vorbei.

Die hier dargelegten Ergebnisse entstammen der „Jahresanalyse Deutschland 2023/2024“ von BauInfoConsult, einer zweibändigen und somit umfassenden Baukonjunktur- und Bautrendstudie zu den aktuellen Entwicklungen in der Bau- und Installationsbranche in Deutschland. Basis für die Prognosen, Trends und Entwicklungen sind Zahlen aus der Marktforschung, Prognosemethodik und Desk Research. Die Studie berücksichtigt unter anderem die Themen:

  • Trends am Bau 2023 und 2024
  • Top-Nachfragetrends in der Bau- und Installationsbranche bis 2026
  • Lieferungen, Materialpreise und Fehlerkosten: Entwicklungstrends
  • Fachkräftemangel am Bau und die Mittel dagegen
  • Baumaterialien und Bauweisen
  • Servicetrends: Erwartungen an Hersteller & Händler
  • Bauprognose 2024 mit regionalem Ausblick
  • Baustoffbranche: Marketingtrends und Marketingbudget

Die vollständige Jahresanalyse 2023/2024 ist zum Preis von 950 Euro zzgl. MwSt. von BauInfoConsult erhältlich und wird durch ergänzende Power BI-Dashboards auf Deutsch und Englisch digital erweitert.

Ihre Claudia Siegele
  

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