Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 24.07.2023

Editorial: Drei, zwei, eins – keins!

Der Wohnungsbau in Deutschland hat bis zum Jahr 2022 einen über eine Dekade währenden Aufschwung erfahren, der sich neben nachfrageseitigen Faktoren insbesondere auf günstige Finanzierungsbedingungen stützte. Mit den Energiepreisschocks aufgrund des Ukraine-Kriegs und den darauffolgenden Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank hat sich der Ausblick für das Baugewerbe insgesamt deutlich verschlechtert.

Demnach könnte die Zahl der neu fertiggestellten Wohneinheiten in Mehr- und Einfamilienhäusern nach einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung (PDF-Download) von 295.000 im Jahr 2022 auf im schlechtesten Fall schätzungsweise 223.000 in diesem und nur noch 177.000 im kommenden Jahr sinken. Damit könnte 2024 fast wieder der historische Tiefststand von 2009 erreicht werden – und das von der Bundesregierung angestrebte Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen läge in weiter Ferne. Der mögliche Einbruch bei den Fertigstellungen würde einem Rückgang der realen Wohnungsbauinvestitionen um knapp 21 Milliarden Euro in diesem bzw. gut 16 Milliarden Euro im kommenden Jahr entsprechen. Bei Bauindustrie und Handwerk klingeln angesichts schrumpfender Auftragseingänge schon die Alarmglocken.

Angesichts solcher Aussichten sollten die Ausgaben für öffentlich geförderten Wohnungsbau erhöht und die Strukturen für eine schnellere Umsetzung gestärkt werden, empfehlen die Autoren der Studie. Der ehemalige Wirtschaftsweise Prof. Dr. Bofinger sprach sich per Twitter für ein Sondervermögen für den Sozialen Wohnungsbau aus. Ein solches Sondervermögen fordert auch der Deutsche Mieterbund.

Nun kann man sich fragen: Woher kommt dieser immense Wohnungsbedarf, wenn laut statistischem Bundesamt im Jahr 2022 die Bevölkerung Deutschlands nur um 1,3% gewachsen ist (1.122.000 Personen), die Anzahl der unter 20jährigen Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit letztes Jahr sogar um 0,3% abgenommen hat? Da wären als Gründe zu nennen:

  • die gesunkene durchschnittliche Personenzahl pro Haushalt;
  • die gestiegene und weiter steigende Wohnfläche pro Person;
  • die Nettozuwanderung nach Deutschland und
  • der Trend zur urbanen Verdichtung.

Einer Studie des Mieterbundes und anderen Organisationen („Pestel-Studie“ - siehe Baulinks-Beitrag vom 17.1.2022) zufolge werden allein 2023 mehr als 700.000 Wohnungen fehlen – zuvorderst Sozialwohnungen und bezahlbare Mietwohnungen. Dafür solle der Bund mindestens 6 Mrd. Euro an Fördergeldern bereitstellen, forderte das Verbändebündnis „Soziales Wohnen“ bereits im Januar 2023. Die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen identifiziert unter Berücksichtigung der erwähnten Einflussfaktoren und einer Schätzung des Ersatzes technisch bzw. wirtschaftlich nicht sanierbarer bestehender Wohnungen einen durchschnittlichen Bedarf bis 2045 von rund 350.000 neuen Wohnungen pro Jahr. Davon sind wir – wie eingangs geschrieben – weit entfernt.

Andererseits gilt es aber auch die stetig steigende Versiegelung durch Siedlungs- und Verkehrsfläche im Auge zu behalten. Bauland wird knapper und damit teurer. Da darf man schon nach der Angemessenheit von Neubaugebieten für freistehende Einfamilienhäuser zumindest in den Boom-Regionen und Stadtstaaten mit ohnehin begrenzten Flächen fragen, weshalb ein Förderprogramm für den Wohnungsbau sehr gezielt auf verdichteten und sozialen Wohnungsbau auszurichten ist. Zumal das Einfamilienhaus die teuerste Investition erfordert, um zu einer privaten Immobilie zu kommen. Das auch noch zu fördern … hm.

Deshalb „muss die Politik endlich Hürden beim Eigentumserwerb senken“, fordert der Verband privater Bauherren e.V. (VPB), und verweist dabei auf das Problem, dass es für Haushalte mit mittlerem Einkommen kaum eine Chance gibt, um sich mit einer eigenen Immobilie im Rentenalter absichern zu können. Aktuellen Umfragen zufolge träumen 90% der 19- bis 29jährigen von einer selbstgenutzten Immobilie – und um diesen Traum zu erfüllen, reiche die seit 1. Juni eingeführte Förderung von Familien wegen der realitätsfernen Bedingungen leider nicht, so Thomas Penningh, Präsident des VPB. Aus seiner Sicht wäre es effektiver, die Grunderwerbsteuer zu senken, die in einigen Bundesländern bis zu 6,5% beträgt. Da wären wir in Bezug auf die Vergünstigung aber schon wieder beim ökonomisch-ökologisch fragwürdigen Einfamilienhäuschen, das sich bei Komplettkosten (Grund+Gebäude) von mindestens 500.000 Euro aufwärts ohnehin kaum noch jemand leisten kann.

Es sei denn, man begnügt sich mit einem nicht unterkellerten Ausbau-Raumwunder-Fertighäuschen und verfügt über ausreichend Muskelhypothek sowie einen nahegelegenen Baumarkt.

Tja, wie man´s macht: Es fehlt an Geld, Boden und ausführenden Handwerkern. Was Letzteres angeht, helfen allerdings auch keine Förderprogramme …

Ihre Claudia Siegele
  

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