Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 21.3.2016

Teilzeitarbeit, der gemütliche Karrierekiller

Den Teilzeitbeschäftigten in Deutschland geht es gut. Vier von fünf Teilzeitbe­schäf­tig­ten fühlen sich an ihrem Arbeitsplatz wohl - ein ähnlicher Wert wie bei den Vollzeit­be­schäftigten. Die psychische Belastung ist nach Selbsteinschätzung der Teilzeitkräfte zudem wesentlich geringer als bei den Vollzeitkräften. Zu diesem Ergebnis kommt die Orizon Arbeitsmarktstudie 2015 mit insgesamt 2.123 Befragten. Doch wer sich zu gemütlich in der 20-Stunden-Woche einrichtet, wird das wohl teuer bezahlen. Klas­si­sche Karrierestrukturen machen Teilzeit zu einer Sackgasse. Flexible Karrierewege und neue Modelle, wie etwa Führung in Teilzeit, sind noch Randerscheinungen. Entspre­chend schätzen die Teilzeitkräfte ihre Chancen, einen neuen Job zu finden, wesentlich schlechter ein als ihre Kollegen in Vollzeit.

Zufrieden mit der Zeitaufteilung

Auf die Zufriedenheit am Arbeitsplatz wirken sich kürzere Arbeitszeiten kaum aus: 78,4% der Teilzeitkräfte fühlen sich an ihrer Arbeitsstelle wohl. Bei den Vollzeitkräften sind es mit 79,2% geringfügig mehr. Dieses Ergebnis deckt sich mit früheren For­schungs­ergebnissen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), nach denen Teilzeit meist selbstgewählt ist und Arbeitnehmer eher Arbeitszeit reduzieren als erhöhen möchten. „Teilzeitbeschäftigte sind zu einem hohen Anteil Frauen, die sich aus familiären Gründen für eine reduzierte Stundenzahl entscheiden. Dagegen ist nichts einzuwenden. Mehr Zeit für Kinder, pflegebedürftige Eltern oder Hobbys sind etwas Erstrebenswertes“, stellt Dr. Dieter Traub, Geschäftsführer des Personalunternehmens Orizon, fest. „Manche Männer würden eine Teilzeitstelle vielleicht auch vorziehen, verzichten aber aufgrund gesellschaftlicher Rollenbilder auf eine Stundenreduzierung.“


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Ambivalenzen bei Belastungsempfinden

Weniger Arbeitsstunden sind nicht immer gleichbedeutend mit weniger Belastung - zumindest in der Selbstwahrnehmung der Arbeitnehmer. Die Teilzeitkräfte sehen sich sogar einer höheren körperlichen Belastung ausgesetzt als die Vollzeitkräfte. Während 47,2% der Vollzeit-Arbeitnehmer sich durch ihre Arbeit körperlich 'sehr hoch' oder 'hoch' belastet fühlen, sind es bei den Teilzeit-Arbeitnehmer sogar 56%. Bei der psychischen Belastung zeigt sich aber der erwartete Effekt: weniger Stunden bedeuten auch weniger psychischen Stress. Bei vollen 40 Wochenarbeitsstunden oder mehr empfinden 69,5% der befragten Arbeitnehmer eine 'sehr hohe' oder 'hohe' psychische Belastung. Bei den befragten Arbeitnehmern in Teilzeit sind es "nur" 50,5%. „Termine, Fristen und Arbeitszeitverdichtung belasten die Menschen im modernen Arbeitsleben deutlich stärker als körperliche Anstrengungen“, weiß Traub von seinen eigenen Mitarbeitern.

Die Chancen schwinden

23,6% der Arbeitnehmer in Teilzeit sind aktiv auf Jobsuche. Das sind nur 4,2% mehr als bei den Vollbeschäftigten, bei denen sich 19,4% nach einer neuen Stelle um­schau­en. Gleichzeitig schätzen die Teilzeitkräfte ihre Chancen bei der Jobsuche relativ gering ein: Nur 46,3% der Beschäftigten in Teilzeit sehen 'sehr gute' oder 'gute' Chancen in Deutschland einen neuen Job zu finden. „Die Lage am Arbeitsmarkt könnte für Ar­beit­nehmer momentan kaum besser sein“, so Traub. „Dennoch liegen die Teilzeitkräfte mit ihrer Einschätzung zu Jobchancen richtig. Gerade bessere Jobs mit mehr Ver­ant­wor­tung sind aus einer Teilzeitposition immer noch schwer zu erreichen.“ Die Karriere­chan­cen der Vollzeitbeschäftigten sind wesentlich besser und ihre Einschätzung auch entsprechend optimistischer - bei ihnen sehen 63,4% 'sehr gute' oder 'gute' Chancen auf einen neuen Job.

Sehenden Auges in die Sackgasse

„Teilzeit bietet viele Vorteile, man sollte aber die weitreichenden Implikationen im Blick haben“, warnt Traub. Teilzeitarbeit ermöglicht es, verschiedene Lebensbereiche besser zu vereinbaren. Gleichzeitig verringert sie aber unter anderem die Chance auf Füh­rungs­positionen und Gehaltssprünge. „Insbesondere junge Frauen müssen aufpassen, dass sie sich mit einer Teilzeitstelle nicht ins berufliche Abseits stellen. Zwar werden Unternehmen ihre Karrierewege flexibilisieren, um Potentiale zu schöpfen, aber das wird nur langsam gehen“, gibt Traub zu bedenken. ... Mit hoher Arbeitskräftenachfrage starten wir auch in die heutigen Baulinks-Beiträge:

Ingenieurmonitor: Arbeitskräftenachfrage im Baubereich am höchsten
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Der Arbeitsmarkt in den Ingenieurberufen zieht wieder spürbar an: Im Ver­gleich zum Vorjahresquartal ist die Anzahl der offenen Stellen im vierten Quartal 2015 um stattliche 10,6% auf 63.530 gestiegen. weiter lesen

Bundesverkehrswegeplan 2030 plant mit 264,5 Mrd. Euro
http://www.baulinks.de/webplugin/2016/0340.php4
Das BMVI hat den neuen Bundesverkehrswege­plan vor­ge­stellt. Er legt fest, in welche Straßen-, Schienen- und Wasser­stra­ßen der Bund bis 2030 in­ves­tieren will, um Verkehrswege zu modernisieren, Infra­struktur zu vernetzen und Mobilität zu beschleunigen. weiter lesen

Bauindustrie zum Zustand der Fernstraßenbrücken
http://www.baulinks.de/webplugin/2016/0339.php4
HDB-Hauptgeschäftsführer RA Michael Knipper griff am 15. März in Berlin die Äußerung Oliver Krischers, Vize-Vorsitzender der Bundes­tags­fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen, auf Spiegel Online über den schlechten Zu­stand der Fernstraßenbrücken in Deutschland auf. weiter lesen

Spektakulärer Traglastversuch an historischer Allerbrücke
http://www.baulinks.de/webplugin/2016/0338.php4
Unter Federführung des Instituts für Massivbau der Fakultät für Bau­in­ge­nieurwesen und Geodäsie der Leibniz Universität Hannover soll die Trag­fä­hig­keit der alten Eisenbahnbrücke über die Aller in Verden vor ihrem Ab­bruch im April experimentell ermittelt werden. weiter lesen

Brücken mit Ortsbezug planen ... fordert die Bundesstiftung Baukultur
http://www.baulinks.de/webplugin/2016/0337.php4
Am 14. März 2016 wurde in Dresden die Verleihung des Deutschen Brü­cken­baupreises 2016 feierlich begangen. In seiner Festrede plädierte Rei­ner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, u.a. für die Reaktivierung des Brückenbeirats der DB. weiter lesen

Brückenbaupreis 2016 geht an Kochertalbrücke und Donausteg Deggendorf
http://www.baulinks.de/webplugin/2016/0336.php4
Die Sanierung der Kochertalbrücke im Zuge der A6 bei Geislingen in der Kategorie „Straßen- und Eisenbahnbrücken“ sowie der Donausteg in Deg­gen­dorf in der Kategorie „Fuß- und Radwegbrücken“ sind die Gewinner des Deutschen Brückenbaupreises 2016. weiter lesen

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